Ellylon Saône

Ellylon Saône

Rasse: Alp, Geschlecht: männlich

Nickname: Ellylon

Beschreibung

Die Alp sind eine uralte, elfische Rasse, die im Laufe der Jahrtausende zum regelrechten „Alpdruck“ herabgewürdigt wurde und fortan als Bildnis der Furcht und der bösen Geister dient. Sie sind schlank und meist kleiner als gewöhnliche Elfen und haben gewisse Ähnlichkeiten mit den Drow, weshalb es auch nicht selten zu Halblingen kommt. Sie mögen den Tag nicht und fühlen sich vom Licht des Mondes magisch angezogen. Den Alp fehlt es an der uralten Weisheit der ihrer Elfenverwandten, sie sind gewitzter, dreister und neigen dazu, Wanderern, die des nachts durch ihre Wälder ziehen, Streiche zu spielen und sie in die Irre zu führen.
Ellylon Saône ist mit seinen 1,62 Schritt noch ein recht großer Alp. Er hat dunkle Haut und silberne Haare. Es scheint, als würde er beständig leicht verschmitzt lächeln und ein neugieriges Funkeln begleitet seine stahlblauen Augen. Der schmale Alp trägt ein Wams aus schwarzem Samt und eine Hose in derselben Farbe aus demselben Stoff. Dazu hat er einen Ledergürtel in derselben Farbe, an dem viele Taschen befestigt sind. Einzig die einfache Gürtelschnalle ist aus weißem Silber. Er hat außerdem noch hohe, ebenfalls schwarze Wanderschuhe, die sehr bequem, allerdings auch äußerst robust sind. Damit ist er in der Lage, sich schnell und lautlos auf nahe zu jedem Gelände zu bewegen, ohne viele Spuren zu hinterlasse. Für kältere Nächte oder einfach bloß um unentdeckt zu bleiben, hat er noch einen schwarzen Umhang mit einer Kapuze. An der rechten Hand hat er ein schwarzes, breites Lederarmband, auf welchem rote Runen der Macht versiegelt sind, deren Bedeutung jedoch im Dunkeln liegt.
Ellylon ist ein Dieb und versteht sein Handwerk ausgezeichnet. Er ist geschickt um Umgang mit seinen Dietrichen und kann, ohne dass das Opfer irgendetwas mit bekommt, ganze Geldbeutel vom Gürtel weg stehlen. Kämpfe meidet er meist und die beiden silbernen, schmuckvollen Dolche gebraucht er eher für sein Diebeshandwerk. Ellylon ist kein Magier, bringt aber einige arkane Fähigkeiten seiner Rasse mit.
Zum einem den so genannten Tagtraum, eine Illusionszauberei, mit der ein Alp gewünschte Bilder, Eindrücke, Geräusche ja sogar Gerüche beim Opfer erzeugen kann.
Eine zweite Fähigkeit ist der Nachtschatten. Wenn er sich nicht bewegt, ist der Alp nahe zu unsichtbar. Allerdings funktioniert dieser Zauber nur in der Dunkelheit der Nacht.
Die dritte und wohl mächtigste Magie, die ein Alp zustande bringt, heißt „Nebel von Avalon“ (bekannt aus keltischen Sagen). Dieser Zauber ist ebenfalls Illusionsmagie, der dichte Nebel, der jedoch dabei aufzieht, ist verdammt real. Der Nebel von Avalon wirkt sich bei jedem Wesen anders aus, denn es spiegelt die tiefsten, innersten Ängste der betroffenen Person wider. Diese wirken jedoch ausgesprochen real, und es gelingt nur sehr wenigen, zu erkennen, dass es eine Illusion ist. Es können auch mehrere Wesen in dem Nebel stecken, die jedoch alle etwas anderes sehen, fühlen, spüren, hören, wahrnehmen.
Ellylon’s Verhalten hängt oft ganz von seiner Laune ab, aber höflich oder ausgesprochen freundlich ist er eher selten. Meist ist er dreist und er liebt es, schönen Frauen schmeichelnde Komplimente zu machen, denn Charme und Charisma hat er, dass lässt sich nicht abstreiten. Der Alp redet gerne, doch meist nicht über sich selbst.


Geschichte

Jerom betrat die Schenke. Er sah sich stirnrunzelnd um, ein dichter Rauch und das Lachen und Scherzen der Gäste hing unter der Decke und gab dem Boten ein wohliges Gefühl von Geborgenheit, schließlich kam er gerade von draußen, wo schon die ganze Nacht über ein böse Sturm wütete und sein Pferd hatte auch seine Mühe gehabt, mit dem starken Gegenwind und den einprasselnden Regenfällen zu recht zu kommen. Schließlich hatte er beschlossen, lieber in diesem kleine Ort halt zu machen und sich mit einem Braten und einem ordentlichem Humpen bestem Schwarzbier auf zu wärmen. Nun stand er also an der Tür und sah sich erst einmal um. Der füllige Wirt und seine rothaarige Schankmaid hatte ihre große Not, die grölenden Gäste schnell mit mehr Alkohol zu versorgen. Ihm viel sogleich eine kleine Gruppe Zwerge auf, die das wohl am besten konnten…er schmunzelte etwas, als er ihre geröteten Nasen sah und ihre Art, sich gegenseitig zu beleidigen. Offenbar hatten sie schon sehr viel getrunken…er steuerte auf einen der Tische zu, an dem einige offenbar noch recht nüchternde Menschen saßen. Er setzte sich auf einen Schemel und nickte ihnen kurz freundlich zu. Dann rief er den Wirt herbei, der schon komplett schweißgebadet war und auch so roch, ihm doch etwas von der heutigen Tagesempfehlung zu bringen, so wie einen großen Humpen dunkles Bier. Während er auf seine Bestellung wartete, lies er die Blicke weiter durch die gut gefüllte Schankstube schweifen. Ihm Gegenüber jedoch am anderem Ende sah er eine Gestalt, mit langen, silbernen Haaren, die ein offenbar sehr vertieftes Gespräch mit einer der Schankmaids führte. Er sah genauer hin. Täuschten ihn seine Augen, oder waren die Haare wirklich silbern? Das würde ja heißen…“Nein, Herr, “ wurden seine Gedanken von seinem Gegenüber durchbrochen. Blinzelnd wandte er die Aufmerksamkeit nun diesem zu. „Ellylon ist kein Elf…auch wenn er so aussieht.“ Jerom fragte sich gerade, wie der Fremde seine Gedanken gelesen hatte, bis ihm einfiel, dass er ja nun wirklich recht auffällig zu der Gestalt mit der seltsamen Haarfarbe geschaut hatte, die sich jetzt auf den Tisch gesetzt hatte und weiter mit viel Gestik die leicht errötete Frau bequatschte. „Kein Elf?“ hinterfragte der Bote. Sein Gegenüber nickte. „Ja. Sagt, kennt ihr irgendeinen Elf, der freiwillig die stickige Luft einer Taverne bevorzugt? Nein. Wie gesagt: das ist Ellylon. Er ist so ziemlich jeden Abend hier, tagsüber sieht man ihn gar nicht…aber keiner weiß, wer oder was er genau ist, er redet zwar gerne, aber nie über sich. Nur eines wissen wir, er ist kein Elf.“ Jeroms Erzähler nahm einen Schluck aus seinen Bierkrug und fuhr dann fort. „Doch behaltet ihn im Auge.“ Er nickte zu den betrunkenen Zwergen hin über. „Es…verschwindet manchmal was. Geld…Wertsachen…niemand kann es ihm nachweisen, aber es ist ein offenes Geheimnis, dass jeder denkt, Ellylon sei dieser Dieb.“ Er zuckte mit den Schultern. „Wenn man sich nicht heillos betrinkt, geschieht einem meisten nichts. Und ich wette, diese Zwerge werden heute Abend noch irgendetwas vergessen.“ Er grinste und nahm noch einen Schluck von dem Bier. Gerade wollte der Mann fortfahren, als einer seiner Kumpanen ihn am Ärmel zupfte und irgendetwas scheinbar hoch interessantes erzählte, was Jerom jedoch nicht verstand, beide Männer aber laut auflachen lies. Als sag der junge Bote wieder zu Ellylon…was für ein seltsamer Kerl. Er hatte noch der Maid hinterher geschaut, die jetzt, nach lautem Gezeter vom Wirt, ihre Arbeit wieder aufnahm. Er hatte es nicht bemerkt, aber sein Essen und das Bier waren schon vor ihm abgestellt worden. Er sah hinunter zu dem Braten. Als er den Kopf wieder hob, stand Ellylon vor ihm. „Ah…ein neuer Gast.“ begrüßte er ihn erst einmal geschwätzig, zog sich einen Schemel heran und setzte sich neben Jerom. „Tag, ich bin Ellylon Saône, vielleicht komm ich ungelegen, aber ich halte Neulinge gerne in ein Schwätzchen auf.“, meinte er, zückte einen Dolch und schnitt sich etwas von dem Braten ab. ‚Dreist…’ dachte der Bote nur verdutzt. „Jerom Sephai.“, sagte er kurz aber freundlich. „Ah, Jerom aha, ein Südländer….bekommt euch das Wetter hier oben einigermaßen, Jerom? Es ist nicht immer freundlich zu unseren Gästen, was ich rein gar nicht toll finde.“ Er spießte eine Erbse auf und schob sie in den Mund. „Wollt ihr nichts essen, Jerom? Der Braten schmeckt wirklich gut…unser Wirt ist ein exzellenter Koch, und ihr solltet sein Essen nicht verschmähen.“ Jerom nickte, nahm sich Messer und Gabel und begann zu essen. Während dessen lauschte er den bildhaften Erzählungen Ellylons, der von allerlei Drachen, Hexen, Elfen und Dryaden erzählte. Jerom war nahe zu gefesselt von der Erzählweise des dunkelheutigen, recht kleinen Kerls. Selbst als er seinen Braten schon aufgegessen hatte, stoppte der Redefluss Ellylons nicht. Es war schon ziemlich spät, als er dann sagte: „Oh, Jerom…ich habe euch unnötig aufgehalten. Es ist schon spät und ihr müsst sicher morgen recht früh aus.“ Ellylon erhob sich und deutete eine Verbeugung an. „Einen schönen Abend noch!“ Mit diesen Worten entfernte er sich. Der Bote gab ihm im Stillen Recht und ging, seine Rechnung zu bezahlen. Als er an der Theke beim Wirt stand, griff er an seinen Gürtel…doch er fand nichts. Erschrocken schaute er dort hin, wo normalerweise ein Lederbeutel untergebracht war. Der Wirt sah ihn fragend an „Mein…mein Geldbeutel ist weg! Verdammt!“ Er dachte daran, dass es ein offenes Geheimnis war, das Ellylon stahl…doch der war schon längst verschwunden…mit einem Geldbeutel mehr in der Tasche.



Shaja stand auf einer Lichtung. Dieser Teil des Waldes war unheimlich und faszinierend zu Gleich: die großen, alten Bäume standen geduckt unter der Last des Alters, gekrümmte, Jahrhunderte alte Riesen. Mystisch und weise zu gleich. Nu wenige Wesen können sich der unvorstellbaren, imposanten Kraft dieser Bäume entziehen…sind sie doch die Herrscher eines magischen Waldes. Doch Shaja wohnt in diesem Wald, für sie war er nichts Außergewöhnliches. Die junge Alp hatte noch ein kindliches, aber ausgesprochen hübsches Gesicht, lange, weiße Haare, eine dunkle Haut und helle, eisblaue Augen, die jedoch immer freundlich wirken. Sie drehte kleine Pirouetten über die Lichtung, wobei ihr schwarzer, einfaches Kleid im Wind wehte. Nur wenig Licht fiel auf die Lichtung, doch auch das machte ihr nichts, verlieh es ihr doch eine geheimnisvolle Art. Aprup blieb sie stehen und drehte sich um. Kurz sah sie erschrocken aus, doch dann entspannten sich ihre Züge wieder und sie lächelte glücklich. „Ellylon!“ rief sie freudig und tänzelte kurz auf der Stelle. Kurze Zeit später tauchte ein jugendlicher Alp hinter den Bäumen auf und lehnte sich an einen. Auch er lächelte warm. „Wie lange siehst du mir schon zu?“ fragte Shaja und ging mit tänzelnden Schritten auf ihn zu, um ihn begrüßend in die Arme zu schließen. „Noch nicht lange.“ Sagte Ellylon und sah sie an. „Du bist groß geworden…ich habe dich lange nicht gesehen, aber ich muss gestehen, du hast dich doch schnell verändert.“, meinte er sanft. Shaja sah ihn etwas beschämt aber dennoch gerührt an. „Naja…du warst schließlich zwei Jahrzehnte nicht hier…es war ganz schön langweilig ohne dich, das kannst du mir glauben.“ Sie machte eine kurze Pause. „ich habe dich vermisst, Ellylon Saône. Warum bist du so lange fort gewesen? Ich hatte niemanden mehr, mit dem ich durch die Wälder streifen konnte…an dem ich Holzschwerter testen durfte…niemand, mit dem ich gesungen hab.“ Sie sah ihn traurig an. Ellylon wirkte ebenso leicht betrübt. „Entschuldige, Shaja. Ich war lange weg, ja…und es tut mir Leid. Wirklich. Du bist mittlerweile eine richtige Frau geworden…“, sagte er stolz, „Wie steht es bei dir mit der Liebe?“ Er sah sie fragend an. Die junge Alp schaute jedoch leicht nervös zu Boden. „ähm…da…hat sich nichts getan, nein.“, meinte sie ausweichend. „Shaja? Stimmt was nicht?“ Sein fragender Blick wurde etwas besorgt. Zu seiner Überraschung strahlte sie ihn dann jedoch förmlich an. „Es ist nichts, Ellylon. Los komm, lass uns deine Rückkehr feiern.“ Sagte sie fröhlich und griff nach seiner Hand um sofort los zu laufen. Ellylon stolperte anfangs mehr oder weniger hinterher, lief dann aber neben ihr. Er wusste, wo sie ihn hin führte, nämlich zu dem kleinen Walddorf der Alp, hier mitten im Wald. Er schmunzelte jedoch, als er mitbekam, dass sie einen kleinen Umweg machte, nämlich zu einem schmalen Bachlauf, wo sie und er früher oft Fische gefangen, gebadet oder bloß dem sanften Geplätscher gelauscht haben. Dort angekommen zog sie ihn weiter, bis zu einem umgestürztem Baum, der über und über mit Moos bewachsen war. Der Alp war ehrlich verwundert, dass es ihren üblichen Sitzplatz noch gab. „Bevor wir zum Dorf gehen…“, flüsterte sie mit leiser Stimme und leuchtenden Augen, „spiel mir doch bitte etwas auf deiner Flöte vor.“ Ellylon lächelte. „Aber klar.“ Erfreut strahlte sie ihn an und machte es sich auf dem Baumstamm gemütlich. Der Alp setzte sich neben sie und nahm seine Flöte aus schwarzem Hexenholz hervor. Er schloss besinnlich die Augen und setzte sie an die Lippen. Augenblicklich kräuselte sich eine sanfte, schwebende Melodie über den friedlichen Ort. Es schien, als würde das Fließen des Baches, das Rascheln der Blätter, ja wirklich jedes kleinste Geräusch mit in die Melodie einfließen, als gehöre es schon immer dazu. Auch Shaja Gesang mischte sich mit ein. Ihre Stimme war so klar und rein wie die ersten Strahlen der Frühlingssonne und so glockenhell wie ein schöner Traum. Sie sang in einer fremden fröhlich wirkenden Sprache und lehnte sich dabei leicht an Ellylon. Eine ganze Weile ging floss die traumhafte Melodie durch den Wald, bis sie von einem Geräusch gestört wurde, das knackenden Ästen glich. Ellylon setzte die Flöte ab und auch Shaja stoppte ihren Gesang. Beide schauten sich verwundert an und lauschten gebannt. Es war totenstill. Und doch… beiden Alp wurde im selben Moment klar, dass sie nicht alleine waren. Sicher, sie konnten nichts sehen oder hören, aber es eindeutig fühlen. Shaja sah Ellylon besorgt an, der ihr jedoch andeutete, still zu sein. Sie nickte entschlossen und legte eine Hand auf ihren Dolchgriff. Der Alp tat es ihr gleich, auch wenn er um einiges Schlechter im Kämpfen war als sie. Er schaute zwischen die Bäume und glaubte sogar, einen Schatten erkennen zu können, konnte ihn aber keinem Wesen im Wald zu ordnen, was die Situation natürlich gefährlicher machte. Er deutete Shaja mit einer Handbewegung an, dass sie sich hinter dem Baumstamm verstecken sollte. Er selbst erhob sich geduckt und schlich katzengleich und ohne auch nur den geringsten Laut zu verursachen auf den Schatten zu, der sich dort hinter den Bäumen bewegte. Er zog leise seine Dolch und spannte alle seine Sinne zum zerreißen an. Doch als er sich hinter dem Bam hervor schob…war nichts mehr da. Kein Schatten, kein fremdes Wesen. Verwirrt und verunsichert sah er sich um, als plötzlich ein erstickter Schrei sein Herz gefrieren lies. Es war Shajas Stimme. Sofort drehte er sich um und stürzte zu ihr. Was der Alp dann sah, nahm ihm schließlich den Atem: etwas gewaltig Großes stand direkt vor der jungen Alp und fletschte die Zähne. Das Wesen hatte gelbe Augen, kein Fell dafür aber eine rote, ledrige Haut und einen kahlen Rattenschwanz. Die Schnauze war länglich und lange, scharfe Zähne ragten heraus. Entlang der Wirbelsäule zogen sich eine Reihe gelber Stacheln. „Lass sie in Ruhe!“ brüllte Ellylon und warf den Dolch nach dem Viech, welcher sich sirrend in die Schulter des Untiers bohrte. Schrecklich fiepend heulte die Bestie auf und Shaja konnte zu Ellylon rennen und sich zitternd hinter ihm verstecken. „Alles in Ordnung bei dir?“ fragte er besorgt und legte eine Hand auf ihre Schulter. Sie nickte nur und starrte bebend vor Angst die felllose, riesige Ratte an, welche sich schon sofort auf die beiden stürzte. Ellylon warf sich im letzten Moment zu Seite und zog Shaja einfach mit sich. Doch sie hatte weniger Glück als er und wurde direkt in die Schulter gebissen. Das Alpmädchen schrie vor Schmerz auf, Tränen schossen in ihr Gesicht und wild mit den Beinen tretend versuchte sie, das Tier von sich zu stoßen. Ellylon machte entschlossen einen Schritt auf die Ratte zu. Er bebte vor Zorn, sammelte all seine Kraft und schlug mit der bloßen Faust Richtung Schläfe der Bestie. Ein widerliches Geräusch war zu hören. Die Ratte öffnete das Maul und fiel ohne einen Laut mit geweiteten Augen zu Boden. Aus ihrer zertrümmerten Kopfseite floss dunkles Blut und andere Sachen, die sich Ellylon erst gar nicht näher ansehen wollte. Er trat sie noch einmal in die Seite, als dann auch schon Shaja weinend in seine Arme zusammenbrach. Die Wunde am Oberarm sah nicht gut aus…und bei den Zähnen dieser Ratte war Ellylon sehr besorgt. Hoffentlich entzündete sich nichts…Der Alp strich ihr beruhigend durch die Haare. Kurz berührte er ihre Stirn – und sah sie entsetzt an. Sie glühte ja förmlich! „Shaja…wir müssen sofort ins Dorf. Wie fühlst du dich? Geht es dir gut?“ Shaja sah ihn aus einem verweinten Gesicht an. „M-mir ist kalt…“sagte sie leise. Die Alp zittere noch immer und irgendwie wirkte sie sehr blass. Ellylons Sorge wandelte sich in blanke Angst um. „Ich bring dich hier weg. Keine Sorge, Shaja….du bist bald bei einem Heiler.“ Er wollte sie gerade hochheben, als er spürte, wie sehr ihr Körper bebte. Ihm war, als würde sie jeden Moment zusammenbrechen. „So kalt…“flüstere sie und ihr Blick verschleierte sich. Jetzt wurde die Angst des Alp zu bodenlosem Entsetzen…nein. Das durfte nicht passieren! „Shaja, rede mit mir, hörst du? Gib jetzt bloß nicht-“ „Ellylon…ich liebe dich…schon seid…20 Ja..Jahren…“wurde er von ihr unterbrochen. Er wusste nicht mehr, was er tun sollte…doch sein Wille, ihr zu helfen siegte über das blanke Entsetzen…er beugte sich vor und küsste sie schnell sanft. Doch sehr zu seiner Verwunderung erwiderte sie den Kuss heiß und leidenschaftlich, so dass er sich fast gewaltsam von ihr lösen musste. Dann hob er sie hoch. Eine stumme Träne rollte über seine Wange und er konnte sie nicht einmal weg wischen. „Alles wird gut Shaja…rede einfach weiter mit mir, ok?“ Sofort lief er, so schnell er nur konnte, durch den Wald. Die Bäume rasten an ihm vorbei, doch er stolperte nicht einmal, wurde von keinen Zweig aufgehalten und das, obwohl der Wald hier sehr dicht war. „Ja…alles wird gut werden…wir…wir werden wieder zusammen durch den Wald streifen und…und du wirst F-Flöte spielen…“plauderte sie leise und mit glasigem Blick. Ellylon rannte weiter. „Ja, zusammen, ich werde dich nie wieder alleine lassen, das verspreche ich dir…“ Gehetzt wie ein gejagtes Reh kam er im Dorf an, stürmte aber sogleich an der Verwunderten Bevölkerung vorbei zum Haus des Heilers. „Ich versprech es dir…“sagte er noch, bevor er sie in seine Obhut gab. Der Blick des Alppriesters war beunruhigend, als er mit ihm vor das Haus ging, nach dem er Shaja gewiss eine volle Stunde behandelt hatte. Jetzt schlief sie. „Ihre Wunde ist tiefer, als ich gedacht habe…und sie hat Wundfieber…wenn nicht sogar noch mehr. Was hat sie gebissen?“ Ellylon war im Gegensatz zu dem Heiler äußerst nervös. „Ich…weiß es nicht…es sah aus, wie eine widerliche, große und haarlose rote Ratte…“ Der Priester kannte das Wesen auch nicht und bevor er zurück ins Haus ging, versicherte er dem jungen Alp, dass er alles in seiner Macht stehende tun würde.
Diese Nacht schlief Ellylon nicht…er hatte entsetzliche Angst um sie.
Am nächsten Morgen war Shaja jedoch nicht wieder aufgewacht.