Corvin MacLaird

Corvin MacLaird

Rasse: Mensch, Geschlecht: männlich

Nickname: Corvin

Beschreibung

Die Chroniken der Wanderer
Werk des Cenderon N’Althire
Menschlicher Schriftführer der königlichen Bibliothek
Kapitel 7

MacLaird

Die stürmischen Wellen des Meeres schaukeln die „Grey Swan“ unaufhörlich hin und her, was nicht nur mir als unerfahrenem Seemann zu schaffen macht, wie ich durch das Bullauge neben mir sehen kann: Auf Steuerbord neigt sich ein Matrose gefährlich weit über Bord, während ein Anderer ihm grinsend auf den Rücken klopft.
Gerade halte ich mich in einer der wenigen luxuriöser ausgestatteten Kajüte des Handelsschiffs auf. An der Wand hängen einige Trophäen von mir unbekannten Fischen zwischen mehreren Zeichnungen von Karten und Schiffen. Ein großer Tisch mit mehreren Sitzgelegenheiten drum herum, auf dem eine ältere Seekarte ausgebreitet ist und ein kleiner Stapel bekritzelter Blätter liegt, nimmt den meisten Platz ein. Ein für die Schiffsverhältnisse gemütliches Bett steht etwas abseits an der Wand neben einem dunklen Schrank.
Am Tisch unterhalten sich 4 Männer aufgeregt, jedoch leise, wobei sie oft mit den Fingern die Karte entlang fahren und wieder in einen kleinen Streit verfallen, was aussieht, als würde es gleich in einer Schlägerei ausarten. Die besten Chancen hätte da wohl der Schrank von Seemann ganz rechts. Einen guten Kopf höher als die Anderen und die Fäuste gut anderthalb mal so groß wie die der anderen Drei.
Aber eigentlich warte ich hier in der Kabine des Fürsten Corvin MacLaird auf dessen Ankunft, um die glückliche Fügung des Schicksals zu nutzen, die es mir erlaubt hat auf seinem Schiff mit zu einer Insel namens Tullmoore zu reisen. Was mir bisher zu Ohren gekommen ist, lautet dass der Sire MacLaird einer der höheren Fürsten Tulloorians ist, und jetzt unterwegs ist zu seinem neuen Herrschaftsgebiet und auch dass er - wie ich jetzt bemerke nicht sonderlich pünktlich zu sein scheint oder einfach die übrigen Leute gerne warten lässt.
Drei der vier Matrosen am Tisch verlassen jetzt lauter diskutierend die Kajüte, nur der Schrank geht einige Schritte zurück zum Bett und nimmt einen Umhang von dem Wandhaken über dem Schlafgemach, den er sich nun umlegt.
„Wir waren uns nur uneins über die einzuschlagende Route - ein Sturm wird bald aufziehen, Schreiber N’Althire“, lässt die tiefe Stimme des Hünen verlauten.
Ach soo ist das. Glücklicherweise habe ich den Fürsten nicht laut als Schrank bezeichnet.
„Das macht mir nichts mehr aus, Sire, mein Magen ist bereits leer“, sage ich, wobei sich derselbe mit einem leisen Knurren zurückmeldet.
„So bleich, wie einige unserer anderen Gäste seht Ihr nicht aus. Nun, was möchtet Ihr von mir wissen?“
„Ich schreibe Geschichten… Geschichten des Lebens… Ausschnitte aus dem Leben interessanter Persönlichkeiten… ihre Meinung, Ansicht, Erwartung.“
Der Sire macht einige Schritte zurück zum Tisch und tritt in den flackernden Schein der von der Decke hängenden Öllampe. Ein dunkelblauer Farbton der Augen wandert suchend über die Tischplatte, die schwarzen Haare recht kurz gehalten und ein Vollbart, der sich fast über die gesamte untere Gesichtshälfte zieht. Gekleidet ist er in dunkelbraune, aber neu wirkende, Stiefel und metallisch schimmernde Beinschienen über der Recht einfachen Hose. Sein Oberkörper ist in ein schwarzes Hemd gehüllt, das noch etwas nass vom Regen draußen erscheint. Der dunkelrote Umhang verdeckt fast den Rest seiner Gestalt, nur ein größerer Stein auf dem Gürtel schimmert noch im Licht. Dieser milchig-grau-bläuliche runde Stein, der wohl den Vollmond darstellen soll, befindet sich auf dem Bildnis zweier sich kreuzender Schwerter - das Siegel des Fürsten, das sich bei genauerem Hinsehen mehrmals in der Kajüte wieder finden lässt.
„Zur Zeit widme ich meine Aufmerksamkeit auf die nächste Aufgabe - die Regentschaft Tullmoores. Weder Tulloorian… noch das Königreich Alvemer kriegt die Situation dort aus der Entfernung unter Kontrolle“
Corvin geht einige der Unterlagen durch…
„Die Städte sind uneins über die Herrschaft, die Gebiete und überall im Land treiben sich Raubritter, Söldner und selbst ernannte Abenteurer herum. Diese ganzen Tumulte und Aufstände arten fast in einem Bürgerkrieg aus. Und keiner der Fürsten Tullmoores kriegt es unter Kontrolle, da er erst einmal sein Gebiet ruhig bekommen muss, bevor er sich des Landes annehmen kann. Sie sind mittlerweile alle verweichlicht und nicht mehr geschickt genug, ein Land zu regieren. Nicht einmal die geistige Oberhäupter können etwas ausrichten - denn die können sich auch nicht einigen, weil es zu viele Religionen gibt. Jeder Möchte-gern-Priester gründet etwas Neues nach seiner Ansicht. Und wo wir bei Problemen sind: diese dämliche Inquisition verbraucht fast die ganzen Zuschüsse und Hilfsmittel, die der König uns zukommen lässt! Das sind UNMENGEN! Und wofür? Für eine sinnlose Jagd nach Elfen, Drachen und den restlichen Kreaturen die sowieso schon nur alle paar hundert Jahre gesichtet werden. Die wollen sie alle loswerden! Idioten sind das! Das Beste was man wohl machen kann, ist zu versuchen, die Drachen abzurichten. Oder das Wissen der Elfen zu unseren Gunsten zu bekommen. Aber nein! Vernichten, töten, auslöschen… böse Elfen… mehr wollen diese verdammten Inquisitoren gar nicht. Abschaffen werd’ ich die!“
Mit einem lauten Knall landet die Faust des Fürsten auf dem Tisch.
„Wenn die vorhaben, auch unter meiner Herrschaft das Ganze durchzuziehen, werde ich eine eigene Inquisition gegen diese verdammten Inquisitoren aufstellen, damit die ruhig sind!“
„Könnt Ihr mir noch etwas über den Ort erzählen, zu dem wir unterwegs sind?“
„Gehen wir es mal geographisch an. Tullmoore hat… eine Unmenge dichten Waldes und im Gegensatz auch genug weite, offene Grasebenen. Ziemlich zentral ragt ein Gebirge aus der Insel und diese wird auch noch in Nord und Süd geteilt durch den Blackwater. Ähm… im Norden leben die…“
Er kramt sich durch den Stapel Zettel auf dem Tisch.
„…Vikings. Für mich interessant, weil sie hauptsächlich von der Jagd und Tierzucht leben und hoffentlich auch gut mit sich handeln lassen. Im Süden die… Nagriden, die von Landwirtschaft leben. Wenn man mit beiden handeln könnte, würde sich eine ziemlich günstige Lage ergeben. Und der Ort, zu dem wir gerade unterwegs sind, ist im Osten der Insel; Dun Laghaire - die größte Siedlung der Insel. Bewohner hauptsächlich Arbeiter. Wenig Adel. Viele Fischer, großer, gut ausgestatteter Hafen. Ich muss mich nur noch um ein paar der wichtigeren Leute in der Stadt kümmern, sobald ich angereist bin.“
„Woher stammt ihr eigentlich, Sire?“
„Die Highlands Tulloorians dürften Euch ein Begriff sein. Ich habe dort bereits mit Erfolg mein Herrschaftsgebiet geleitet. Das Land ist reicher geworden, das Land ist reicher geworden, angesehener. Und nun habe ich mich für Tullmoore gemeldet, um meinen Einfluss zu vergrößern. Ihr wisst schon, neues Gebiet schadet nie, vor allem nicht, wenn man der Regent ist. Und Tullmoore ähnelt den geographischen und klimatischen Umständen des Hochlandes. Hoffentlich werde ich hier auch ein so schönes Plätzchen für meinen Schwertkampf finden, wie zu Hause. Die Klippen dort sind hervorragend…“
„Wie bitte?“
„Ach, der Schwertkampf, eigentlich nur Pflichtprogramm beim Militär, hat es mir zugesetzt. Ich mag es einfach, mir einige Tricks von anderen, geschickten Kämpfern abzugucken, von ihnen zu lernen und sie zu besiegen, selbstverständlich!“, meint er grinsend.
„Selbstverständlich.“
„Und mit Werewind habe ich bereits viele Schlachten und Duelle bestritten, das Schwert, das ich von meinem Vater am Tag meiner vollen Rechtsfähigkeit geschenkt bekommen habe.“
Er vollführt eine ausschweifende Bewegung zu dem Bett, auf dem sich an der Seite ein ziemlich langes, dem Fürstenstand würdig geschmücktes Schwert befindet.
„Nun gut, ich schweife ab…die Highlands… genau. Da ich ja so gut wie meine ganze Jugend dort verbracht habe und auch bei den Geschäftsreisen meines Vaters anwesend war, weiß ich genau welche Ware ich wie zu wem liefern muss, um den meisten Gewinn abzuschlagen. Und wenn man Gold hat, kann man sich auch um die anderen Probleme kümmern…“
Mit kritischem Blick wendet Corvin seinen Kopf zu dem eben in der Tür aufgetauchten Matrosen, der ihn herausruft.
„Ich werde im Lager gebraucht - anscheinend stimmt etwas mit den Vorräten nicht“, meint er kurz und verschwindet in den Umhang gehüllt auf das windige und feuchte Deck.